Whisky & Flags

Whisky & Flags

example dept., Berlin
Stück von Jo Fabian

Samstag 26. Nov. // 22.00 – 23.30 Uhr
Sonntag 27. Nov. // 17.00 – 18.30 Uhr und 22.00 – 23.30 Uhr
Neue Szene

  • Theater

Die Musik wird eingespielt.

Probenathmosphäre, lockeres Improvisieren, permanente Missverständnisse – scheinbar. Der Versuch politisches Theater zu machen, versackt in geistreichen Sticheleien. Heinzi & Horki, ein Ossi- und ein Wessiclown, nuscheln absurdes Zeug über die Heisenbergsche »Unschärferelation«. Ihr heiteres Gebaren nimmt immer totalitärere Züge an und erinnert plötzlich an faschistoiden Fatalismus. Doch die Stimmung kippt, und die Tanzprobe mit dem Mädchenquartett kann beginnen.

Whiskyflaschen und rote Fahnen bilden den Rahmen für dieses Stück voller Charme und hintergründiger Leichtigkeit. Als »Komödie aus der Vergangenheit« spielt es im gegenwärtigen »Saustall Deutschland voller verkorkster Ideale« (Fabian) mit den Geschichtserfahrungen des Ostmenschen, hinter der für Momente die Tragödie hindurch scheint. Niemand weiß nach einer Zeit lang mehr, ob es sich um eine Probe der Fabian-Truppe, eine Probe der Darsteller des Stücks oder schon um die Aufführung handelt.

Unter dem Titel »Vaterlandskomplex« fasste Jo Fabian drei Stücke zusammen, die 1993 mit seiner Truppe example department entstanden sind. »Whisky & Flags« stellte den Auftakt dar und wurde, wie auch das zweite Stück »Keine Gnade«, als einzige Produktion eines Off-Regisseurs zum Berliner Theatertreffen 1994 eingeladen. (Den Abschluss der Trilogie bildet »Die letzte tanzende Kommunistin vom Prenzlauer Berg«.) example dept. geht aus einer von Fabian 1989 am Bauhaus Dessau gegründeten Gruppe hervor und vereint Schauspieler und Tänzerinnen. Ihr Domizil ist derzeit das Theater unterm Dach im Berliner Stadtbezirk Prenzlauer Berg.

Jo Fabian wurde 1960 in Berlin geboren. Nach seiner Schauspielausbildung in Rostock war er in Gera und Meiningen als Schauspieler und Regisseur engagiert. Schon zu DDR-Zeiten scherte er aus dem normalen Theaterbetrieb aus und arbeitete seit 1987 als freier Regisseur. Fabians Art der theatralischen Äußerung, ein unlösliches Miteinander von Wort, Bild, Klang, Raum und Bewegung, stellte in der DDR eine Neuheit dar und besitzt auch heute einen ganz eigenen Stil. Mehrfach arbeitete Fabian in Leipzig, so mit dem Studententheater (»Baal«, 1989) und am Schauspiel Leipzig (»Shite Samurai«, 1991).

»Die sieben Tänzer sind atemberaubende Balancekünstler. Grandios jonglieren sie mit Vorurteilen und Banalitäten … In Berlin ist äußerst selten ein solches Theaterereignis zu erleben« (Tilman Billing, Berliner Zeitung, 01.03.1993).


»Jo Fabian und seine Berliner Truppe example dept. sind noch so etwas wie ein Geheimtipp. Sie haben das Zeug zu einer Kultgruppe. So radikal und zynisch, dabei auch witzig-liebenswürdig ist selten der Theater-, speziell der Tanzbetrieb auf die Schippe genommen worden« (Monika Fabry, Hamburger Abendblatt, 21.04.1994).

Inszenierung, Raum, Licht und Originalmusik: Jo Fabian

Kostüme: Heidemarie Fabian

Weitere Musik: Tom Waits

Technische Leitung: Walter Thum

Darsteller: Sonja Elstermann, Heidemarie Fabian, Ulrike Henning, Elke Paul, Kerstin Runzel, Volker Herold, Jörg Steinberg

Archiv 1994

4. Festivaljahr