Donnerstag 04. Nov. // 19.30 – 20.45 Uhr
Schauspielhaus
Tanzstück nach Motiven von Goethe
Deutschlandpremiere
Choreografie: |
Philippe Saire |
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Musik: |
Daniel Perrin |
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Bühnenbild: |
Carmen Perrin |
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Kostüme: |
Anna van Brée |
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Lichtdesign: |
Jean-Marie Bosshard |
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Tänzer: |
Nabih Amaraoui, Matthieu Burner, Manuel Chabanis, Marion Ballester, Karine Grasset, Estelle Héritier, Nicholas Pettit, Corinne Rochet, Philippe Saire |
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Musiker: |
Hans Christian Sarnau (Viola), Laurentius Cazan (Violoncello), Noelle Ruegg-Reymond (Kontrabass), Olivier Clerc (Schlagzeug) |
Im Anschluss an die Vorstellung findet ein Publikumsgespräch statt.
Moderation: Klemens Wannenmacher, Programmkoordinator und Regisseur, Rotterdam
Ein Tänzer tritt auf und tanzt, ohne Musik, in seltsam verschlüsselter, zunächst spröder Bewegung. Langsam nimmt das Tempo zu. Ist dies der Choreograf, der den Abend eröffnet, oder ist es der »alte« Faust, der sich nach einem nochmaligen jungen Leben sehnt?
Im Anfang war hier nicht das Wort, sondern der Tanz: Eine Faust-Inszenierung ohne Sprache – im Goethejahr undenkbar? Die Figur des Faust, der vor etwa 500 Jahren real existierte und schon lange vor Goethe zu Legenden inspirierte, ruft Skepsis hervor, bei all den vielen »Faust«-Inszenierungen nun auch noch die Tanzbühne zu bemühen.
Aber Philippe Saire, einem der wichtigsten Choreografen der Schweiz, gelang das Kunststück, die Gedankenschwere des »Faust«-Mythos in einem nächtlichen Spuk abzuwerfen. Er schafft es, uns heute bewegende Fragen emotionaler, ethischer und gesellschaftlicher Art in einer äußerst modernen, geradezu trunkenmachenden Bewegungssprache auf die Bühne zu bringen. Elemente eines »Handlungsballetts« – Faust, Mephisto und Gretchen sind die bekannten Figuren – werden in glücklicher Weise so abstrahiert und vervielfacht, dass ein packendes Zeitempfinden hervorgerufen wird.
Philippe Saire choreografierte seit 1982 mehr als 15 Werke und gründete 1996 seine eigene Compagnie. Für »Etude sur la Légèreté« (»Etüde über die Leichtigkeit«) erhielt er 1998 den »Prix d'auteur« des bedeutendsten internationalen Choregrafen-Wettbewerbs von Bagnolet/Seine-Saint-Denis bei Paris. Nach seinem Gastspiel mit »Nouvelles« (»Novellen«) 1993 folgte er zum zweiten Mal einer Einladung zur euro-scene Leipzig.
Die Musik wurde von Daniel Perrin, 1955 in Lausanne geboren, speziell für dieses Stück geschaffen. Die originell-anspruchsvolle »Faust«-Musik gehört zu den bedeutendsten Tanzkompositionen der letzten Jahre.
Uraufführung: 24.01.1999, Lausanne
Produktion: Compagnie Philippe Saire
Das Gastspiel erfolgt mit freundlicher Unterstützung durch Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, Zürich.