SHOWCASE: SECHS NEUE THEATERTEXTE AUS FLANDERN

SHOWCASE: SECHS NEUE THEATERTEXTE AUS FLANDERN

  • Flanders Literature (Belgien)
08. November  12:00 - 16:00
Schaubühne Lindenfels / Grüner Salon
  • 2023
  • Szenische Lesung
 
(inkl. einer Pause)
Lesungen: Deutsch | Gespräche: Englisch

In sechs szenischen Lesungen richten wir unsere Aufmerksamkeit auf aktuelle herausragende Theatertexte von flämischen Dramatiker:innen, gelesen von Leipziger Schauspieler:innen. Es geht um den Sinn des Lebens und die Sucht nach Liebe, um Seitensprünge und Übergriffe, Liebe im Alter und wütende alte Menschen sowie um Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Auf jede Lesung folgt ein Austausch mit dem Publikum.

Texte
+ Haut von Michaël Bijnens (Drei Masken Verlag, übersetzt von Lisa Mensing)
+ Mündung von Anna Carlier (Verlag der Autoren, übersetzt von Christine Bais)
+ 9.6 – eine Verteidigung von Stijn Devillé (Drei Masken Verlag, übersetzt von Uwe Dethier)
+ Aufruhr von Freek Mariën (Verlag der Autoren, übersetzt von Barbara Buri)
+ Saure Senioren von Gaea Schoeters und Annelies Verbeke (übersetzt von Christina Brunnenkamp)
+ Sartre & de Beauvoir von Stefaan Van Brabandt (übersetzt von Christine Bais)

Diese Veranstaltung ist Teil des Thementages ALLES AUSSER FLACH – NEUE LITERATUR AUS FLANDERN, der erstmals den Bogen zur Leipziger Buchmesse schlägt, wo 2024 Flandern und die Niederlande mit ihrem Gastlandauftritt im Mittelpunkt stehen. Neben der Festivaleröffnung ONE SONG heben wir mit SHOWCASE und LIT1/FAMILIE die Vielfalt und hohe Qualität der flämischen Literatur hervor. Dafür werden verschiedene Theater- und Romantexte extra für das Leipziger Publikum für die Bühne inszeniert.

www.flandersliterature.be
www.allesausserflach.de

+ Vor der Veranstaltung ab 11.30 Uhr: Begrüßung im Foyer der Schaubühne Lindenfels
+ im Anschluss: LIT1/FAMILIE im Westflügel Leipzig
+ Di, 7. November: ONE SONG von Miet Warlop (Belgien) im Schauspiel Leipzig / Große Bühne
+ Di, 7. November + Mi, 8. November:
KOULOUNISATION von Salim Djaferi (Belgien) im Schauspiel Leipzig / Diskothek

Eintritt frei | Anmeldung hier

Céline und Max streiten. Er hat sie betrogen, sie ist wütend und schwer enttäuscht und verlangt dennoch alle Details des Seitensprungs zu erfahren. Doch dieser entpuppt sich nur als Teil des Doppellebens, das Max verheimlicht. Seine Sucht nach Liebe und die daraus resultierende Affäre mit seiner ehemaligen Therapeutin Ellen bestimmen nicht nur sein akutes Handeln sondern haben auch in der Vergangenheit eine Kettenreaktion dramatischer Ereignisse angestoßen.

Michael Bijnens absolvierte 2013 die Theaterschule RITCS in Brüssel. Noch während dieser Ausbildung arbeitete er als Dolmetscher in Rio de Janeiro, schrieb Theaterstücke über die Revolution in Ägypten und lebte fast ein halbes Jahr im Norden Mexicos. Der Text den er dort schrieb wurde die Grundlage seines erfolgreichen ersten Theaterstückes LA LINEA. 2015 erschien Bijnens Debütroman CINDERELLA, in dem die Hauptperson ein Bordell mit seiner eigenen Mutter errichtet. Das Buch wurde in der Presse viel gelobt und als roh, hart, dunkel und tragikomisch beschrieben. 2017 erschien die deutsche Übersetzung. Als Theaterautor hat Michael Bijnens bisher für das KVS, Orkater und das Internationaal Theater Amsterdam gearbeitet. Seine Stücke sind bereits international erfolgreich produziert worden.

 

Du kannst nicht mehr, du bist erschöpft und plötzlich wirst du zum Fisch.
Du musst einfach nur schwimmen.

In Mündung treten drei Wildlachse die Wanderung ihres Lebens an: durch das offene Meer zurück zu ihrem Geburtsort, über tausende Kilometer voller Gefahren. Sich dort fortzupflanzen, ist ihr letztes und einziges Ziel. Während der langen Wanderung erörtern sie in hintersinnigen, humorvollen Dialogen, was es bedeutet, Lachs zu sein, und was es einst bedeutete, Mensch zu sein. Unterwegs begegnen sie einem depressiven Zuchtlachs, den sie aus den Netzen befreien und ins Schlepptau nehmen.

Ein tierisches Stück über die menschliche Existenz, das Müdesein und den Wunsch, loszulassen, über sinnlose Zielstrebigkeit und zielstrebige Sinnlosigkeit.

Anna Carlier wurde 1994 in Brüssel geboren und lebt in Gent. 2017 schloss sie den Studiengang Drama an der Königlichen Akademie der Schönen Künste in Gent ab. Sie schreibt und spielt Theater. 2016 gründete sie die Theatergruppe Compagnie de Kolifokkers. Mit Krone gewann sie im selben Jahr den Niederländisch-deutschen Preis für Kinder- und Jugenddramatik „Kaas & Kappes“ und 2018 stand der Text in deutscher

Übersetzung auf der Longlist des deutschen Kindertheaterpreises. Ihr Text Hirschfell war 2020 nominiert für den Taalunie Toneelschrijfprijs, dem wichtigsten Preis für Theaterliteratur im niederländischen Sprachraum.

In ihren Theatertexten kreiert sie bevorzugt imaginäre Welten, die sich wie neue Wirklichkeiten anfühlen, scheut dabei den Absurdismus nicht und arbeitet sehr präzise mit einer eigensinnig poetischen Sprache. Neben ihren Theatertexten schreibt sie auch Gedichte, zu lesen auf ihrem Blog Andermans Gedichtengoed.

 

 

9,6 Milliarden US-Dollar. Das ist der Verlust, den die Ever Given jeden Tag verursachte, als das Schiff den Suezkanal blockierte. 9,6 Milliarden Dollar beträgt auch die Strafe, die der Ölkonzern Chevron nach jahrelanger Verschmutzung des Amazonas in Ecuador zahlen musste. 9,6 Milliarden so viel kostet das neue James-Webb-Weltraumteleskop. 9,6 Milliarden mit so vielen Menschen werden wir im Jahr 2050 auf diesem Planeten sein.
 
Stijn Devillé wurde 1974 in Belgien geboren. Er ist Intendant am Het Nieuwstedelijk, dem Stadttheater von Leuven, Hasselt und Genk und außerdem Autor verschiedener Theatertexte. Devillé wurde international mit Preisen und Stipendien für seine Werke ausgezeichnet. So ist er Stipendiat der Flämischen Stiftung für Literatur und erhielt unter anderem den Taalunie Toneelschrijfprijs für Hitler ist tot. 2016 wurde das Stück Leni & Susan mit dem Publikumspreis beim Heidelberger Stückemarkt ausgezeichnet. Für seine Trilogie Habgier, Angst & Hoffnung erhielt er 2017 den renommierten KANTL-Preis der Königlichen Akademie der Niederlande.

 

In einem Elfenbeinturm an einem unbestimmten Ort führen sechs Männer in einem Sitzungssaal intensive Beratungen durch. Sie sind die Regierungsabgeordneten dieses fiktiven Ortes, an dem plötzlich immer mehr weibliche Bewohnerinnen über Belästigungen durch ihre männlichen Mitbürger berichten. Vermeintlich zum Wohle aller Beteiligten treffen die sechs Männer eine Entscheidung: Die Frauen sollen separiert werden – auf eine entlegene Insel.

Aufruhr ist ein packendes Stück über eine Insel voller Frauen und einen Raum voller Männer. Ein dystopisches Stück mit viel Witz und schlagfertigen Dialogen aus dem Herzen unserer Zeit: Es handelt von Machtmissbrauch, Bürokratie, sozialer Ungerechtigkeit und der Ungleichheit der Geschlechter. Alle Rollen sollen von Frauen gespielt werden.

Freek Mariën, geboren 1988, ist ein belgischer Autor und Theatermacher. Er schloss sein Masterstudium an der Königlichen Akademie für Schöne Künste (KASK) in Gent ab und ist der Künstlerische Leiter von Het Kwartier. Er kreiert Theaterstücke für Jugendliche und Erwachsene, die sich durch einen starken Text, einen kraftvollen Inhalt und unkonventionelle Formen und Themen auszeichnen. Seine Stücke weisen ein großes Bewusstsein für Sprache und Form auf; zugleich gibt es ein starkes Interesse für die Menschen und ihre Welt(en).

Freek Mariën wurde unter anderem mit dem niederländisch-deutschen Preis für Kinder- und Jugenddramatik (2012 und 2020), dem Ostflämischen Literaturpreis (2014) und dem Toneelschrijfprijs für das beste niederländischsprachige Stück (2015 gewonnen, 2017 und 2019 nominiert) ausgezeichnet. Sein Stück The Wetsuitman wird 2022 von The Cherry Arts (Ithaca, NY) und Foreign Affairs (London) produziert.

Emilienne hat eine Beziehung mit ihrem Masseur Nestor. Es ist ernst, die zwei sind bis über beide Ohren verliebt. Nachdem sie sich lange Zeit nicht treffen durften, genießen sie ihre Wiedervereinigung. Einigen ihrer Nachbar:innen ist das ein Dorn im Auge. Das Glück des frisch verliebten Paares reißt alte Wunden wieder auf. Sie hecken einen Plan aus, der unvorhersehbare Folgen hat: Alle in ihrer Umgebung, inklusive des Pflegepersonals werden mitgerissen.

Saure Senioren ist eine Komödie der Irrungen mit vielen Missverständnissen und romantischen, kitschigen und herzerwärmenden Momenten. Zugleich ist es, wie sich das für eine Operette gehört, eine scharfe Kritik unseres Umgangs mit Pflegepersonal und Senior:innen.


Gaea Schoeters ist Journalistin, Szenaristin, Librettistin und Autorin. Sie debütierte mit dem Reisebericht MÄDCHEN, MOSLEMS & MOTORRÄDER und schrieb unter anderem die Romane DIE KUNST DES FALLENS und OHNE TITEL #1. Ihr neuester Roman TROPHÄE wurde mehrfach ausgezeichnet. Zusammen mit der Komponistin Annelies Van Parys schrieb sie zahlreiche preisgekrönte Opern und Musiktheaterstücke, so auch die Operette Saure Senioren.

Ihre Arbeit bewegt sich am Schnittpunkt von Stilexperiment und sozialem Engagement. Als Kolumnistin und Essayistin legt sie sich regelmäßig mit aller Welt an, aber immer mit den besten Absichten. Sie ist ein Elftel des Literaturkollektivs Fixdit und Kuratorin der Dead Ladies Show, einer Veranstaltungsreihe mit Musik über zu Unrecht vergessene Frauen.


Annelies Verbeke schrieb seit ihrem Debüt 2003 vier Romane, vier Erzählungssammlungen, zwei Novellen und andere Werke, wie eine Graphic Novel in gereimten jambischen Pentametern. Ihr Werk wurde in 26 Sprachen übersetzt und von der ausländischen Presse hochgelobt. Verbeke schreibt zudem viel fürs Theater, hauptsächlich für die Theatergesellschaft Wunderbaum. Zwei ihrer Stücke wurden unter anderem für das tonangebende flämische Theaterfestival selektiert.

Gibt es ein ikonischeres Duo in der modernen Philosophie? Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir gelten als das Königspaar des Existentialismus. Im vierten Teil seines Stückezyklus über berühmte Philosoph:innen stellt Stefaan Van Brabandt dieses Paar ins Rampenlicht. SARTRE & DE BEAUVOIR ist eine zugängliche Reflexion über zwei Größen der Philosophie, deren Ideen und Lebensläufe für immer miteinander verflochten sind. In diesem scharfsinnigen Theaterdialog kommen aber nicht nur ihre Philosophie, sondern auch ihr Privatleben und ihre turbulente Liebesbeziehung ausführlich zur Sprache. Humorvoll und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen blickt das Philosoph:innenpaar gemeinsam zurück auf sein Leben, Denken und seine Liebe. Dabei kristallisiert SARTRE & DE BEAUVOIR das Wesentliche dieser beiden Rollenmodelle des Existentialismus heraus.

Stefaan Van Brabandt, 1979 in Gent geboren, ist Philosoph, Liedermacher, Autor, Schauspieler und Regisseur und arbeitet für Theater, Film und Fernsehen. Er absolvierte eine Theater- und Kleinkunstausbildung am Studio Herman Teirlinck in Antwerpen und schloss später auch ein Masterstudium der Philosophie an der Universität Antwerpen erfolgreich ab. Er war als Autor und Schauspieler lange Zeit Teil der belgischen Theatergesellschaft DeKOE und spielte auch in verschiedenen belgischen und niederländischen Filmen und Fernsehserien. 2015 schrieb und inszenierte er den Theatermonolog SOKRATES, das erste Stück seines Zyklus über berühmte Philosoph:innen. Es folgten MARX (2017), SPINOZA (2019) und SARTE & DE BEAUVOIR (2021).

Autor:innen Michaël Bijnens, Anna Carlier, Stijn Devillé, Freek Mariën, Gaea Schoeters, Annelies Verbeke, Stefaan Van Braband

Produktion Flanders Literature Koproduktion euro-scene Leipzig Unterstützung Flanders State of the Art Gastspielförderung Flanders State of the Art

Foto Tim Morozzo

Eintritt frei

Veranstaltungsort

Schaubühne Lindenfels
Karl-Heine-Straße 50
04229 Leipzig
www.schaubuehne.com