Dance is not for us

Omar Rajeh tanzt unruhig, unrund, impulsiv, intensiv. Kämpft sich durch Erinnerungen, Sehnsüchte, Traumata … Was ihn so schmerzlich verfolgt, ist der Absturz Beiruts, seiner Heimatstadt, einst ein Hort der Liebe und Lebensfreude. Im Stücktitel konstatiert er, mit viel Ironie: „Wir haben kein Recht auf Tanz.“ Und weiß genau das zu verkörpern: „Wir nehmen unseren Schmerz und gehen mit ihm auf Tournee. Wir tanzen mit ihm.“ Und sein Körper beschwört das bohrende Gefühl der Hilflosigkeit und den Strudel von Chaos, Wut und Verzweiflung. Da ist die Erinnerung an die Konflikte und den Zusammenbruch der Wirtschaft. Da sind die Opfer, die Politik und Fremdbestimmung der libanesischen Gesellschaft abverlangen. Soll heißen: Rajeh bleibt auf dem Boden und gibt nicht den Baumeister der libanesischen Tanzlandschaft, der er war, bis das Theater, das er in Beirut geschaffen hatte, zerstört wurde und die Gemengelage ihn zwang, seine Heimat zu verlassen. Seit fünf Jahren lebt er in Lyon und erinnert sich aus der Distanz an den Hausarzt seiner Kindheit: Hatte der sich je für das persönliche Schmerzempfinden des kleinen Omar interessiert? Und wer kümmert sich heute um die Leiden des Libanon? „Es war mir ein Bedürfnis, dieses Stück zu kreieren“, steht am Schluss auf der Rückwand, als Rajeh seine Losung DANCE IS NOT FOR US in eine Erinnerung an Gastfreundschaft und Wärme umkehrt. Aber statt Nostalgie entsteht aus der Geste ein Symbol der Hoffnung. Und die ist bekanntlich grün, wie die Zeder in der Flagge des Libanon.